Samstag, 16. April 2011

Alice Springs/Uluru 31.03.-04.04.



Die Tour ging für mich schon Mittwochnacht los, denn wenn man in Robertson (mein Vorort) wohnt, gibt es nur zwei Möglichkeiten einen 6 AM Flug von Brisbane zu erwischen: $70 für ein Taxi zu zahlen oder aber den letzten Bus in die Stadt zu nehmen und fünf Stunden bei McDonald’s auf den Airtrain zu warten. Ich habe mich kostenbewusst für letzteres entschieden. Im Nächte durchmachen bekomme ich so langsam Übung;-)

Nach kurzem Stopp in Sydney ging es weiter Richtung Red Centre. In Alice Springs erwartete mich ein völlig anderes Australien, nicht vergleichbar mit den Metropolen der Ostküste. Das Stadtbild ist von Aboriginees geprägt, die am Straßenrand und im Park sitzen. Viele von ihnen sind von ihren Gemeinden verstoßen worden und frönen jetzt dem produktiven Nichtstun und dem Alkohol.

Es soll aber kein schlechtes Bild von den Ureinwohnern im Allgemeinen entstehen, denn die obige Beschreibung trifft hauptsächlich auf die Verstoßenen zu. Viele Aboriginees passen sich immer weiter der westlichen Welt an, schicken ihre Kinder zur Uni etc.; andere leben im Einklang mit der Natur und halten die alten Traditionen aufrecht. Aboriginees bevorzugen es übrigens Blackfellas genannt zu werden; wir sind Whitefellas.

In Alice Springs habe ich an einem Didgeridoo-Workshop teilgenommen, mein Talent für dieses Instrument ist allerdings eher begrenzt.

Der Ruf von Annie’s Hostel, wo ich die Nächte vor und nach der Tour verbringen sollte, bereitete mir ein wenig Sorgen. In Internet-Foren war von Bettwanzen und lauten Partynächten die Rede. Ich hatte jedoch unheimliches Glück und kann nichts Schlechtes berichten. Beide Nächte wurde ich in einem Dreier-Zimmer weit weg von der Bar untergebracht – und von Bettwanzen blieb ich auch verschont. Aber an den Gerüchten ist schon etwas dran, denn viele andere Zimmer waren befallen und in der letzten Nacht habe ich mir ständig eingebildet, dass etwas an mir krabbelt. Ich bin also mindestens vier Mal aus dem Bett gesprungen und habe alles abgeleuchtet.

Ich versuche euch die Erfahrungen der Tour nun so gut wie möglich zu beschreiben, aber wenn man die Natur nicht selbst gesehen hat, ist es wahrscheinlich kaum nachzuvollziehen. Selbst die Bilder können es nur schwer wiedergeben.

Meine Tourgruppe bestand aus 16 Leuten (+ Guide Paul); eine bunte Mischung aus Deutschland, den Niederlanden, Spanien, Slowakei, Schottland, Polen, Frankreich und der Schweiz. Zusammen machten wir es uns um 6 Uhr morgens im kleinen Bus gemütlich – und schliefen gleich wieder ein. Schließlich sind Alice Springs und Ayers Rock zwar quasi Nachbarstädte, aber gute fünf Autostunden voneinander entfernt.

Außerdem hatten wir eine etwa 50jährige Spaßbremse dabei, die unbedingt sanfte Popschnulzen hören wollte – wie soll man da auch in Partystimmung kommen!? Der Rest war zwischen 18 und 30 Jahre alt und sagen wir mal so, sie hatte es die folgenden Tage nicht ganz leicht;-)

Auf der Fahrt zum King’s Canyon habe ich eine Wildpferd-Herde gesehen, mitsamt zwei kleinen Fohlen! Ich war überrascht wie kräftig und gesund die Tiere sind, obwohl sie in der Wüste überleben müssen. Kamele rennen auch zuhauf im Outback rum, werden aber als Plage gesehen.

Am King’s Canyon stehen verschiedene Wanderrouten zur Auswahl, aber wir nahmen den „Heartattack Hill“ – wenn schon, denn schonJ

Zum Glück hatte ich mir in Alice Springs ein Fliegennetz gekauft, das man sich über den Kopf stülpt. Sieht zwar absolut unsexy aus, aber die Fliegen sind sonst nicht zu ertragen. Paul wusste viel über die einheimische Fauna zu berichten. Er erklärte uns, welche Bäume auf Wasser hinweisen, welche Pflanzen heilende Wirkung haben und gab eine Einführung in „Bushtucker“, d.h. was man in der Wüste essen kann, um zu überleben. Beispiel gefällig? Man suche Honigtopfameisen, rupfe ihnen das Kügelchen vom Hinterteil und sauge die Flüssigkeit raus...mmhh...

Die Wanderung führte zum „Garden of Eden“, einem kleinen Gebirgssee. Idylle pur! Wenn man den See durchschwamm und ein paar Felsen überwand, kam man zu einem verborgenen Wasserfall. Im Schwimmbad kriegt man mich kaum aufs 3-Meter-Brett, aber ich bin den Wasserfall hinab gesprungen! Mein Adrenalinspiegel war ordentlich hoch, auch weil man genau in die Mitte springen musste, um nicht an die Felsen unter Wasser zu kommen.

Von den ganzen Giftschlangen, die wir glücklicherweise nicht angetroffen haben, hat uns Paul erst am Abend erzählt („Sonst wäre ja keiner ins Wasser gegangen!“).

Am Abend bereiteten wir unser Busch-Camp vor. Es war auf dem Grundstück einer Rinderfarm, die die Fläche der Niederlande (!) hat. Am Lagerfeuer brieten wir einen Känguru-Schwanz; nicht gerade eine Delikatesse... Es gab keine Elektrizität, d.h. mit meiner Mini-Taschenlampe im Mund habe ich versucht die Kontaktlinsen ins Döschen zu bugsieren. Geschlafen wurde in Swags; das sind Schlafsäcke mit eingearbeiteter Matratze, die bis -10°C warm halten sollen. Wir hatten zwar auch nachts noch ca. 17 °C, aber ab Ende April fällt das Thermometer in der Wüste unter 0 °C.

Paul versuchte noch einige Mädchen zu beruhigen, dass sie keine Angst vor Giftspinnen haben müssten. In der Region gebe es auch nur acht der zehn tödlichsten Schlangen, aber die Schlangensaison gehe ja gerade ihrem Ende zu...also: Keine Panik!;-)

Die Nacht unterm Sternenhimmel war unbeschreiblich. Noch nie habe ich so viele Sterne gesehen, die Milchstraße, das Kreuz des Südens, Sternschnuppen, Satelliten...

Um 5.30 Uhr hieß es schon wieder Aufstehen, denn weiter ging es zu den Olgas (Kata Tjuta) und auf eine Wanderung durch das „Valley of the Winds“. Kata Tjuta bedeutet "Viele Köpfe", was man auch ganz gut erkennen kann.

Am Nachmittag erreichten wir das eigentliche Ziel unserer Reise: Uluru. Unser Guide erzählte einige Aboriginee-Mythen und erklärte die Bedeutung der Heiligen Stätten. Weil jede Ecke den Aboriginees aus irgendeinem Grund heilig ist, darf man am Uluru kaum fotografieren. Mit dem Bus fuhren wir um den Felsen und Paul zeigte uns, welche Formationen man im Gestein erkennen kann: Stöckelschuh, Wombat, Känguru, Eisbär – Fotos waren wie immer nicht erlaubt, aber es war unglaublich wie eindeutig diese Bilder zu sehen sind. Kaum zu glauben, dass alles natürlich sein soll...

Den berühmten Sonnenuntergang am Uluru schauten wir von einem Hügel am Camp aus. Der Sternenhimmel war so wunderschön wie in der vorherigen Nacht.

Am letzten Tag mussten wir schon um 5 Uhr aufstehen, um pünktlich zum Sonnenaufgang am Uluru zu sein. Wir dachten, wir setzen uns gemütlich zu den anderen Touristen auf den Aussichtsplatz, frühstücken und schauen den Berg an...aber alles kommt so anders, als man denkt.

Paul stoppte den Bus irgendwo am Uluru und dann hieß es ohne Frühstück 10 Kilometer um den Berg laufen („The hungrier you are, the faster you walk.“)

Eine Bedingung, dass der Uluru 1985 wieder in de Besitz der Aboriginees überging, war, dass sie ihr Heiligtum für 99 Jahre wieder an die Regierung verpachten. Bis 2084 ist es also noch erlaubt, den Uluru zu besteigen. Die Anangu Aboriginees bitten jedoch darum, Respekt zu zeigen und es nicht zu tun.

Ich hatte mich wie die meisten anderen bereits entschieden, nicht hinauf zu klettern. Aber auch die, die wollten, gingen leer aus, denn Aboriginees finden fast jeden Tag einen Grund den Aufstieg wegen kultureller Feierlichkeiten oder aus Sicherheitsgründen zu schließen.

Ein Auszug:

- Die zu erwartende Temperatur liegt bei 36 °C oder höher (was im Sommer generell der Fall ist).

- Die Wahrscheinlichkeit, dass es in den nächsten drei Stunden regnet, ist ≥ 20%.

- Die Wahrscheinlichkeit, dass es in den nächsten drei Stunden gewittert, ist ≥ 5%.

Nach einem viel zu kurzen Aufenthalt am Cultural Centre (tolle Ausstellung!), machten wir uns auf den Rückweg nach Alice Springs. Auf dem Programm standen noch ein Foto-Halt am Fuluru (= Fake Uluru = Mount Connor) und ein Zwischenstopp auf einer Kamelfarm, wo auch Wallabies aufgepäppelt wurden und ich einen Dingo streicheln konnte.

Im Hostel führte für uns alle der erste Weg in die Dusche, ehe wir die Tour bei ein paar Bier ausklingen ließen...

Es waren fünf unvergessliche Tage!

Dienstag, 5. April 2011

Melbourne/Brisbane/Sydney - drei Städte in 10 Tagen


Melbourne 17. - 20. März

Vier Tage Melbourne und ein intensives Touri-Programm sind geschafft.

Am Donnerstag habe ich Andrea am Flughafen getroffen – Wiedersehen nach über drei Monaten!

Kaum aus dem Flughafen, traf uns beide erst einmal der Temperaturschock: 15 °C!!! Andrea kam aus dem verschneiten Kanada und schwitzte, ich kam aus dem über 30 °C warmen Brisbane und fror.

Gemeinsam ging es zu Claudia, die an der Monash University ihr Auslandsemester verbringt und bei der wir übernachten durften.

Am 17. März war St. Patrick’s Day, an dem die Iren (und alle anderen Feierwütigen) die Irish Pubs stürmen. Dresscode: Hauptsache grün! Iren trugen vorzugsweise ein Shirt mit dem Aufdruck: Kiss me – I’m Irish! Ein bisschen fühlte ich mich wie auf einem riesigen Junggesellenabschied...

Den nächsten Tag haben wir bis ein Uhr mittags am Frühstückstisch verbracht – Mädchen haben viel zu erzählen, wenn sie sich drei Monate nicht gesehen haben;-)

Abends folgte ein erster Erkundungstrip durch Melbourne und spontan haben wir noch eine Great Ocean Road Tour für Samstag gebucht.

Am nächsten Morgen um sechs mussten wir den Bus in die Stadt nehmen, mein Wecker stand auf fünf – Brisbane Zeit!! Melbourne ist allerdings eine Stunde voraus...zum Glück ist Andrea um Viertel vor sechs von alleine aufgewacht und wir haben es tatsächlich noch pünktlich geschafft – ungeduscht und ungeschminkt;-)

Die Tour war anstrengend, aber ihr Geld wert. Entlang der 243 km langen, atemberaubenden Küstenstraße stoppten wir an allen Sehenswürdigkeiten, u. a. Bells Beach, Otway’s Regenwald, Die Zwölf Apostel, Loch Ard Gorge und an der London Bridge.

Der letzte Tag sollte eigentlich der Kultur gewidmet sein, aber strahlender Sonnenschein machte unsere guten Vorsätze schnell zunichte. Nach einer kleinen Sightseeing-Tour haben Andrea, Claudia, Samantha und ich es uns im Park gemütlich gemacht und die Sonne genossen...ehe am Nachmittag der Flieger nach Brisbane ging – zumindest von Montag bis Mittwoch muss ich ja auch mal studierenJ

Brisbane 21. - 23. März

Am Montag sind Andrea und ich mit Freunden in die GoMA (Gallery of Modern Art) gegangen. Die beste Ausstellung moderner Kunst, die ich bisher gesehen habe!

Das einzige, was uns nach drei Stunden aus dem Museum trieb, war die Aussicht auf Schokoladenpizza und belgische Waffeln bei Max Brenner. Wer Max Brenner nicht kennt: Eine Restaurant-Kette, bei der ausschließlich Schokolade auf der Karte steht. Heiße Schokolade in allen Variationen, Schoko-Fondue, die berühmte Schoko-Pizza, Waffeln mit Eis, Erdbeeren und geschmolzener Schokolade und Eisbecher, die selbst der größte Chocaholic kaum aufessen kann.

Am Dienstagabend ging es auf eine „Rocky Horror Picture Show“-Party. Ich muss mir unbedingt das Musical ansehen! Als ich mich nämlich à la Halloween verkleiden wollte, erntete ich nur belustigte Blicke. Bildungslücke gefunden;-)

Sydney 24. – 27. März

Der Donnerstagmorgen war für mich nicht wirklich ein Morgen; ich war nämlich noch gar nicht im Bett gewesen. Ein Assignment für die Uni musste noch fertig werden und als es um drei Uhr endlich abgeschickt war, hätte sich das Schlafen sowieso nicht mehr gelohnt.

In Sydney erwartete uns ein 32-Betten-Schlafsaal. Kein Hotelstandard, aber günstig und zentral gelegen.

Der erste Weg führte natürlich zum Hafen, um das Opernhaus und die Harbour Bridge anzuschauen. Ein traumhaftes Panorama! Die Oper habe ich mir allerdings größer vorgestellt...aber ich will den Australiern mal nicht ihr Wahrzeichen schlecht machen;-)

Am Abend haben wir uns mit Susann (die in Sydney studiert) in einer schönen, kleinen Bar getroffen. Zu diesem Zeitpunkt war ich bereits seit 36 Stunden auf den Beinen, aber ich habe noch tapfer bis halb zwölf durchgehalten. Am Ende waren es 40 Stunden – persönlicher Rekord.

Die Stadtführung um 10.30 Uhr war nicht machbar, da saßen wir noch im Halbschlaf bei Starbuck’s...aber zum Glück wurde noch eine zur backpacker-freundlicheren Zeit 14.30 Uhr angeboten. Im Gegensatz zu den teuren offiziellen Touren wurden wir von Studenten geführt, die in knallgrünen „I’m free“-Shirts allen Interessierten umsonst ihre Heimatstadt zeigten. Der Guide war super drauf und kannte Sydney wie seine Westentasche. Am Ende konnte jeder zahlen, was er für angemessen hielt – und ich habe niemanden gesehen, der sich einfach weggestohlen hat.

Das Bild zeigt übrigens das „Il porcellino“ vor dem Rum-Hospital. Es soll Glück bringen, dem Schweinchen die Nase zu reiben. Wie man an der goldglänzenden Farbe erkennen kann bringen andere Stellen offenbar auch Glück:-D.

Zurück im Hostel war die Party schon in vollem Gange. Jeden Abend gab es dort umsonst Goon, was viele Backpacker auch gerne in Anspruch nahmen. Wenn ihr euch jetzt fragt, warum Andrea und ich lieber verzichtet haben: Goon ist eine Art Wein-Mix, der günstigste Alkohol hier (ca. $12 für vier Liter) und auf dem Tetrapack steht: Kann Spuren von Fisch und Milch enthalten. Würdet ihr das trinken?!

Als alle genügend angeheitert waren, ging es weiter in einen Club. Die Stimmung war nicht schlecht, aber irgendwie fehlte mir und drei sehr netten anderen Backpackern das nötige Goon-Level. Wir haben also einen Spaziergang zum Hafen unternommen und uns die Wahrzeichen noch einmal bei Nacht angeschaut.

Andrea musste am Samstag leider schon zurück nach Kanada fliegen, aber ich habe mir einen schönen Tag in Manly gemacht. Die Fährfahrt dorthin ist bereits ein Erlebnis und der Strand von Manly ist ebenfalls sehr schön.

Ich hatte das Glück, das an diesem Tag ein Spenden-Event für Japan in der Stadt stattfand. Es ist natürlich ein trauriger Hintergrund, aber die Shows, die gezeigt wurden, waren trotzdem sehr unterhaltsam.

Auf der Rückfahrt stand ich ganz cool vorn an der Reling, als eine Riesenwelle die Fähre erwischt hat. Zum Glück hatte ich mir vorher mein Handtuch gegen den Wind umgewickelt – das hat einiges abgehalten, die anderen sahen aus wie begossene Pudel.

Bevor es am Sonntag zurück nach Brisbane ging, standen noch zwei typische Touri-Sachen auf meiner Liste: ein Besuch des Marktes in „The Rocks“ und dann ein Spaziergang über die Harbour Bridge. Alle anderen scheinen die Schilder gesehen zu haben, dass eine Seite der Brücke ausschließlich für Radfahrer ist...ich natürlich nicht. So habe ich in der Mitte einen freundlichen Wachmann getroffen, der mich wieder an den Anfang eskortiert hat.

Normale Reisen scheint es für mich nicht zu geben, irgendetwas passiert immer. Also abwarten, in welche Fettnäpfchen ich auf meinem nächsten Trip trete: Von Donnerstag bis Montag geht es nach Alice Springs und von dort aus auf eine dreitägige Tour zum Uluru, den Olgas und dem King’s Canyon.